Während des Wartens hatte der Regen eingesetzt. Obwohl
der Herbst noch jung war, hatte sich die Sonne die letzten Tage kaum blicken lassen und nachdem der Regen sie
innerhalb weniger Minuten durchnässt hatte, war ihr inzwischen eiskalt. Sie hatte
ihre Jacke nicht mitnehmen können. Nicht einmal ihre Stiefel. Sie fror erbärmlich, aber trotzdem wartete sie geduldig.
Er kam
meistens um diese Zeit vorbei. An einem Tag ging er vorne herum, direkt über
den Hof seiner Feinde, gerade so, als wolle er ihnen allen sagen „Seht her,
ich habe keine Angst vor euch!“ und an anderen Tagen ging er hinten herum, als
müsse er kontrollieren, dass die Nachbarn auf der Rückseite ihres Hauses nicht
etwa eine Festung aus dem Boden gestampft hatten.
Auch heute
kam er zu seinem täglichen Kontrollgang. Diesmal ging es hinten herum. Wie sie
gedacht hatte.
„Warte!“, rief
sie und als sie sich in Gang setzte, kam ihr das Platschen ihrer Sandalen auf dem
nassen Boden plötzlich viel zu laut vor.
Als Tann, der Anführer von Uruk-Stamm, innehielt und sein
Blick sie traf, wollte sie am liebsten verschwinden. Seine Augen waren so voller
Ablehnung.
Sie schluckte
schwer, wich seinem Blick aus. „Ich... brauche deine Hilfe.“
Er verengte
seine Augen zu Schlitzen und erneut tat er nichts anderes, als sie anzusehen.
Eine ganze, entsetzlich lange Weile lang. Der Bluterguss an ihrem Auge, den sie
sich zugezogen hatte, als sie ihren Vater auf Anya angesprochen hatte, brannte vor
Scham.
„Ich wüsste nicht,
warum ich dir helfen sollte“, sagte er schließlich.
Sie wusste nicht, wie sie das anfangen
sollte. Es gab so vieles zu erzählen, aber sie hatte Angst, dass er ihr nicht
zuhören würde. Dass seine Geduld bald am Ende sein würde.
Also
purzelten die Worte hilflos aus ihr heraus: „Ich weiß, dass du mir nicht
traust. Aber mein Vater tut schreckliche Dinge und deshalb bitte ich dich,
wenigstens meinen Geschwistern den Schutz deines Stammes zu gewähren.“
„Dein Vater
ist ein Feigling, wenn er jetzt schon anfängt, seine Kinder vorzuschicken.
Schlimm genug, dass er dich auf meinen Sohn gehetzt hat, aber jetzt, da das
nicht geklappt hat, geht er also dazu über, Mitleid bei mir erwecken zu wollen,
ja?“ Er schnaubte abfällig. „Ich sage dir gleich: das wird nicht
funktionieren!“
„Mein Vater
hat mich nicht hergeschickt!“, versicherte Akara inbrünstig. „Ich schwöre es!
Im Gegenteil! Er war es, der mir das hier angetan hat!“
Sie hatte ihr blaues Auge
nicht erwähnen wollen, aber sie kam wohl nicht mehr darum herum. Doch das beeindruckte Tann überhaupt nicht.
„Und wer
sagt mir, dass das stimmt? Das könnte genauso gut eine Falle sein, um dich in
unseren Stamm zu schleusen, damit du dort weiter Unheil stiften kannst. So, wie
du es mit Elrik getan hast.“
Akara verstummte. Sie hatte sich auch von Elrik losgesagt und
ihn nicht weiter um Hilfe gebeten, um nicht weiter für Streit im
Uruk-Stamm zu sorgen. Sie hatte gehofft, dass Elrik die Sache mit seinem Vater
klären würde. Aber anscheinend hatte er das nicht getan. Das sah sie sofort.
Tann jedenfalls schien deswegen mächtig sauer auf sie zu sein. Das hatte sie
befürchtet.
Aber obwohl
sie, mit Ausnahme ihres Vaters, wahrscheinlich die schlechtesten Karten hatte,
Tann davon zu überzeugen, ihnen Schutz zu gewähren, gab sie nicht auf. Sie
musste es weiter versuchen. Elrik hatte ihr immer wieder angeboten, ihr zu
helfen, aber sie wusste, dass es sein Vater war, den sie überzeugen musste.
Dass er es war, der die Macht dazu hatte, ihre Geschwister vor ihrem Vater zu beschützen.
Also zog sie alle Register. Obwohl sich alles in ihr
dagegen sträubte, schob sie ihre Brust raus und versuchte, trotz des blauen
Auges möglichst ansprechend auszusehen. „Ich würde auch alles dafür tun, wenn
du meine Geschwister bei dir aufnimmst!“
Doch wie
befürchtet, ging Tann sofort angewidert auf Distanz. Er schob
abwehrend seine Hände zwischen sich und sie. Sie war eben nicht Anya, die, im
Gegensatz zu ihr, wusste, wie man gut bei Männern ankam. Sie war nur die
langweilige Akara mit dem blauen Auge.
Dann war seine Geduld scheinbar am Ende. Er drehte sich
um und ließ sie stehen.
„Ich bin froh, dass ich Elrik vor dir retten konnte“, sagte er im Weggehen und es stach Akara unerwartet ins Herz, da er recht hatte. Sie war eine widerliche Person. Genau wie ihr Vater. „Halt dich in Zukunft bloß von meinem Jungen fern!“
„Ich bin froh, dass ich Elrik vor dir retten konnte“, sagte er im Weggehen und es stach Akara unerwartet ins Herz, da er recht hatte. Sie war eine widerliche Person. Genau wie ihr Vater. „Halt dich in Zukunft bloß von meinem Jungen fern!“
Und das
Allerschlimmste war, dass sie versagt hatte. Sie hatte sogar versucht, sich zu
verkaufen und hatte am Ende doch nichts dabei gewonnen. Sie hatte ihren
Geschwistern nicht helfen können. Und als ihr das bewusst wurde, brachen die
Tränen, die sie seit dem Schlag ihres Vaters zurückgehalten hatte, schließlich
doch noch aus ihr heraus.
Als er das erbärmliche Schluchzen hörte, das sich unter das Prasseln des Regens mischte, hielt Tann unwillkürlich inne. Er
wollte das nicht, aber er konnte nicht verhindern, dass ihre Tränen ihn
berührten.
Sicher, sie hatte die Beziehung zu seinem Sohn zerstört, sie war die Tochter seines Feindes und höchstwahrscheinlich war sie nur darauf aus, ihn aufs Kreuz zu legen. Aber wenn das, was sie erzählt hatte, tatsächlich der Wahrheit entsprach, dann war sie nur ein armes Mädchen, das von ihrem Vater geschlagen worden war und das ihn um seine Hilfe ersucht hatte, die er ihr ohne groß nachzudenken sofort verwehrt hatte. Und als ihm das bewusst wurde, fühlte er sich nur noch schlechter. Er konnte sie nicht so einfach da stehen lassen.
Sicher, sie hatte die Beziehung zu seinem Sohn zerstört, sie war die Tochter seines Feindes und höchstwahrscheinlich war sie nur darauf aus, ihn aufs Kreuz zu legen. Aber wenn das, was sie erzählt hatte, tatsächlich der Wahrheit entsprach, dann war sie nur ein armes Mädchen, das von ihrem Vater geschlagen worden war und das ihn um seine Hilfe ersucht hatte, die er ihr ohne groß nachzudenken sofort verwehrt hatte. Und als ihm das bewusst wurde, fühlte er sich nur noch schlechter. Er konnte sie nicht so einfach da stehen lassen.
Also drehte er sich wieder um und sagte: „Hör zu,
wenn dein Vater dich schlägt und ihr unter ihm zu leiden habt, dann solltet ihr
zusehen, dass ihr von ihm wegkommt. Du wirst verstehen, dass ich euch nicht
traue und euch deswegen nicht bei mir aufnehmen kann, aber ich kenne die
anderen Stämme in der Gegend und wenn ich mit ihren Anführern rede, werdet ihr
dort sicherlich Schutz finden. Das ist alles, was ich dir anbieten kann.
Und noch
etwas: Du solltest dich niemals derart erniedrigen, dich jemandem anzubieten,
nur, um zu bekommen, was du willst. Das kann nämlich böse enden.“
Inzwischen war
Tann nur noch wütend. Und es war nicht einmal mehr das Mädchen, gegen das sich seine Wut richtete. Was für ein Vater schlug denn seine eigenen Kinder? Seine
eigene Tochter?
Wenn es wirklich stimmte, was dieses Mädchen ihm erzählt hatte, konnte er nicht länger untätig bleiben.
Wenn es wirklich stimmte, was dieses Mädchen ihm erzählt hatte, konnte er nicht länger untätig bleiben.
Hatte Jana schon erwähnt, dass sie die Tage liebte, in
denen sie nicht auf dem Feld aushelfen musste? Da waren natürlich noch die
anderen Tage, an denen sie stundenlang Unkraut rupften musste, aber jeder zweite Tag gehörte
ihr.
Und das Beste daran war, das noch niemand angekommen und ihr mit doofen Frauenaufgaben auf die Nerven gegangen war. Gerade von ihrer Mutter hatte sie nämlich gedacht, dass sie demnächst mit Nadel und Faden oder Kochtöpfen ankommen würde.
Und das Beste daran war, das noch niemand angekommen und ihr mit doofen Frauenaufgaben auf die Nerven gegangen war. Gerade von ihrer Mutter hatte sie nämlich gedacht, dass sie demnächst mit Nadel und Faden oder Kochtöpfen ankommen würde.
Nachdem sie
die ersten paar Tage deshalb in Saus, Braus und Freiheit verbracht hatte, fand
sie es inzwischen wieder super, erwachsen zu sein. Endlich konnte sie tun und
lassen, was sie wollte. Und sie gedachte, das noch eine ganze Weile zu genießen.
Sicher, irgendwann würde es auch für sie Zeit werden, Brutmutter zu spielen,
bevor es zu spät dafür war, aber bis diese unangenehme Zeit kommen würde, würde
sie ihre Freiheit in vollen Zügen genießen.
Da sie gerade daran dachte, kam doch tatsächlich in diesem Moment Rahn in ihr Blickfeld. Er lehnte an der Hauswand und sah so trübsinnig
aus, wie die ganzen Tage schon. Es wurde wohl Zeit, dass sie sich mal um ihn
kümmerte. Das würde ja bald eh ihre Aufgabe werden.
Also ging sie zu ihm. Aber kaum, dass sie sich bemerkbar
gemacht hatte, schreckte er wie gestochen von der Wand zurück und sie konnte
sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er ziemlich ertappt aussah.
„Öhm… ich wollt dich nicht erschrecken. Tschuldige“, sagte sie.
Rahn zwang
seine Gedanken ins Diesseits und da setzte er erst einmal ein Lächeln auf.
„Schon gut. Du hast mich nicht erschreckt. Was gibt es denn?“
„Das wollt
ich dich gerade fragen. Du siehst ja aus wie ein getretener Hund, den man draußen im
Regen gelassen hat.“
Rahn lachte,
aber es klang hohl. „Ich war nur in Gedanken an einen großen Hirsch, den
ich letztens verfehlt habe. Das beschäftigt mich ein bisschen. Ich frage mich
dauernd, warum ich ihn nicht getroffen habe. Das ist alles.“
„Oh, ach so!
Das kann ich natürlich verstehen. Das ist schon ärgerlich, wenn einem die Beute
durch die Lappen geht.“
Jana grinste
zahnbewehrt, während Rahn sich noch ein besänftigendes Lächeln abrang und dann
meinte: „Ich denke, ich werde mal sehen, ob was mit meinem Bogen nicht stimmt.“
Jana nickte, auch wenn Rahn das schon gar nicht mehr sah, da er schon in die falsche Richtung davonging. Aber Jana fiel glücklicherweise nicht
auf, dass sein Bogen da gar nicht war. Sie sah ihm nur versonnen nach. Er würde
einen guten Gefährten abgeben. Irgendwann. Wenn sie die Zeit für gekommen
hielt.
Jetzt war es jedenfalls erst einmal an der Zeit, ihren eigenen Plänen nachzugehen, aber
erneut geriet ihr dabei jemand ins Blickfeld.
Diesmal war es Aan, der da am Rastplatz am Boden hockte und weiß-der-Geier-was
machte.
Es versteht sich von selbst, dass Jana natürlich wissen
musste, was da vor sich ging. Also ging sie auch zu ihm, aber als sie ihn
erreicht hatte, war sie genauso schlau wie vorher. Er saß hinter einem der Zelte und malte mit dem
Finger irgendwelche merkwürdigen Zeichen, die Jana noch nie zuvor gesehen
hatte, in den Dreck.
„He, was machst du denn da?“
Anscheinend
war heute der Tag der Erschrockenen, da auch Aan sofort erschrocken in die Höhe
schoss. Beinahe nebensächlich, aber überaus auffällig, wischte er dabei mit dem
Fuß über die Zeichen, die er gerade noch in den Dreck gemalt hatte und machte
sie dadurch unkenntlich.
„Nichts!
Nichts mache ich!“, behauptete er.
Zu sagen,
dass er schlecht lügen konnte, war eine Untertreibung. Vor allen Dingen jetzt.
Jana grinste. „Ich weiß
schon, was du gemacht hast. Das muss dir nicht peinlich sein, wenn du gerne
malst, weißt du. Dafür ist man nie zu alt.“ Sie machte das gelegentlich sogar selber bei der Feldarbeit, wenn ihr langweilig war.
Aan hob jedoch nur eine Augenbraue und obwohl er
eigentlich nicht darüber sprechen sollte, konnte er es doch nicht auf
sich sitzen lassen, dass Jana dachte, er würde hier sitzen und einfach nur
malen.
„Ich male
nicht. Das sind Schriftzeichen“, stellte er klar.
„Hä?“
„Damit kann
man Worte aufschreiben, die man dann lesen kann.“
Er hatte es
erst vor kurzem lernen dürfen und er war sehr froh darüber. Zum Glück hatte
aber niemand nachgefragt, wo er das Lesen gelernt hatte, als er ohne Probleme
den Kalender entziffert hatte, den Wulfgar mitgebracht hatte.
„Und wozu soll
das gut sein?“, wollte Jana jetzt wissen.
‚Um Nachrichten zu hinterlassen, so wie ich
es gerade vorhatte.‘
Stattdessen
sagte er aber: „Um Geschichten aufzuschreiben und damit festzuhalten, beispielsweise.“
Jana mochte es nicht, wenn man Worte benutze, die sie
nicht kannte. Aber sie war nichts anderes von Aan gewohnt. So, wie er nichts
anderes von ihr gewohnt war, ihr oft alles noch einmal erklären zu müssen, was
er sagte.
„Und wozu soll
das gut sein?“, wiederholte Jana jetzt. „Dafür haben wir doch unseren
Schamanen.“
„Ja, aber
stell dir mal vor, ein jeder könnte die Geschichten, die ein Schamane erzählt,
einfach selber lesen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Dann bräuchte es keinen
Schamanen mehr.“
Und damit hatte er wohl etwas gesagt, das er lieber für
sich behalten hätte. Jana sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren und
sie brauchte eine ganze Weile, um überhaupt wieder zu Worten zu finden. Dabei
war sie doch so froh gewesen, dass sie inzwischen wieder normaler mit Aan hatte
reden können.
„Was redest
du denn da für einen Blödsinn! Ich dachte immer, dass du schlau bist, aber zu
sagen, dass wir unseren Schamanen nicht mehr brauchen ist einfach nur dämlich!
Wer erzählt denn dann die Geschichten unserer Ahnen? Und wer besänftigt die
Götter, hm? Willst du etwa, dass unsere Ernte vertrocknet, weil es nicht mehr
regnet? Oder noch schlimmer, gar keine Ernte mehr wächst, hä?“
Aan hatte so
einiges zu diesem Thema zu sagen, das größtenteils aussagte, dass er überhaupt
nicht an so etwas wie Ahnen, Geister und Götter glaubte. Aber als er Jana jetzt
ins langsam vor Wut rot anlaufende Gesicht sah, wusste er, dass er besser die
Klappe halten sollte. Das war einfach kein Gebiet, das Jana bereit war zu
verstehen, wie er nun feststellen musste.
Also schwieg er und Jana nutzte die Gelegenheit gleich
mal, um ihm ihre neue, blendende Idee vorzubringen: „Ich hab’s! Da Elrik mir ja
schon den Posten als Oberjagdmeisterin versprochen hat, wirst du einfach der
nächste Schamane, ja? Dann kannst du mit deinen komischen Zeichen da einfach die
Geschichten unseres Schamanen aufmalen und sie uns vortragen.“
Sie hielt
das wirklich für eine geniale Idee, aber Aan wusste, dass das niemals geschehen
würde. Eher würde er sein Leben mit stumpfer Feldarbeit zubringen, als Schamane
zu werden. Schlimm genug, dass er für sich behalten musste, dass er an so einen
Humbug wie Götter überhaupt nicht glaubte, weil er sonst befürchten musste,
dass man versuchte, ihm böse Geister auszutreiben oder sowas.
Mit einem breiten Lächeln im Gesicht, als wäre die Sache
beschlossen, machte Jana nun
Anstalten zu gehen.
Aan, durch ihr wunderschönes Lächeln an eine andere Sache erinnert, kam nun in Zugzwang. Er hatte sich das schon eine ganze Weile vorgenommen, aber bislang hatte ihm der Mut und die passende Gelegenheit dazu gefehlt. Nach ihrem nächtlichen Aufeinandertreffen am Grabhügel seiner Mutter war Jana zumindest immer in Gesellschaft gewesen.
Aan, durch ihr wunderschönes Lächeln an eine andere Sache erinnert, kam nun in Zugzwang. Er hatte sich das schon eine ganze Weile vorgenommen, aber bislang hatte ihm der Mut und die passende Gelegenheit dazu gefehlt. Nach ihrem nächtlichen Aufeinandertreffen am Grabhügel seiner Mutter war Jana zumindest immer in Gesellschaft gewesen.
Jetzt jedoch
war sie allein. Das war seine Chance. Wenn er nur nicht so verdammt nervös
wäre!
Er haderte noch einen Moment länger mit sich, zwang sich
dann aber, sie zu rufen, und setzte ihr nach.
„Jana, was
ich dich fragen wollte…“, begann er unsicher. „Also… weißt du, ich wollte dich
fragen, ob du nicht vielleicht meine Gefährtin werden möchtest.“
Sein Mund bewegte sich noch länger, wie Jana sah, aber
sie hörte ihm nicht mehr zu. Von einem Moment auf den Anderen hatte ein so
großer Schrecken von ihr Besitz ergriffen, wie noch nie zuvor. Sie sah Aan vor sich, sah ihn reden, aber sie hörte ihn nicht. Alles in
ihr war plötzlich so durcheinandergeraten. Sie wusste nicht, was gerade
geschehen war. Wusste nicht, was sie tun sollte. Was sagen? Was denken? Was fühlen? Was
wollte sie?
Und dann mit einem Mal schien alles um sie herum
stillzustehen. Ihr Blick glitt zu seiner Augenklappe.
‚Es ist egal, was du willst‘, hörte
sie eine kleine Stimme mahnend in ihrem Kopf sagen. ‚Denn du weißt, dass das nicht passieren wird. Es darf nicht
passieren.‘
Es stimmte.
Sie wusste es. Hatte befürchtet, dass es so werden würde, aber sie hatte sich
nie gewagt, die Schwelle zu übertreten, die Aan anscheinend übertreten hatte.
Und die sie nie übertreten würde.
Sie atmete tief durch und für einen Moment noch war alles ruhig und still.
Sie atmete tief durch und für einen Moment noch war alles ruhig und still.
Dann aber brach sie aus: „Hä? Was redest du denn da für
einen Stuss? Ich werde ganz sicher nicht
deine Gefährtin!“
Sie fletschte
ihre Zähne und machte bedrohlich einen Schritt auf ihn zu. „Und wenn du noch
mal davon anfängst, dann werde ich dich verprügeln!“
Und während sie sah, dass Aans Herz brach, wirbelte sie
herum, bevor er bemerken konnte, dass ihre Fassade bröckelte.
„Es sollte einfach
nicht sein“, hörte Aan Elrik sagen.
Er saß auf
dem Baumstamm vorm Vorratsschuppen, während sich inzwischen ein dunkler Himmel
über sie zu spannen begann, der so wolkig war wie sein Gemüt. Elrik stand vor ihm,
aber Aan sah ihn nicht an. Er wollte diese schreckliche Plattitüde einfach
nicht hören.
„Ich habe
mich sowieso immer gefragt, warum du ausgerechnet Jana haben wolltest. Sie
passt so überhaupt nicht zu dir.“
Er wusste
selber, dass er und Jana nicht unbedingt viel gemein hatten. Aber war es
wirklich so verwunderlich, dass er sie für ihre Stärke bewunderte? Schon seit
er klein war, tat er das. Doch obwohl er wusste, dass sie stark war und er es
nicht war, war er trotzdem blöd genug gewesen, es bei ihr zu versuchen. Dabei
konnte er sich nicht vorstellen, dass sie auf Feiglinge wie ihn stand. Tat sie
ja auch nicht, wie er nun herausgefunden hatte.
„Warum bin ich nur
so ein verdammter Feigling?“, fragte er sich laut. „Wenn ich es nicht wäre,
würde Jana mich bestimmt auch in Betracht ziehen.“
Ja, er war
ein Feigling, dass er hier saß und sich lieber in Selbstmitleid suhlte, anstatt für Jana zu
kämpfen.
Also sprang er voller Tatendrang auf, als Elrik gerade
wieder ansetzen wollte und verkündete: „Verdammt, ich werde ihr beweisen, dass
ich kein Feigling bin! Ich werde sie für mich erobern!“
„Was… hast du
denn vor?“, fragte Elrik erschrocken.
„Ich werde im
Wald jagen gehen!“
Unwissend,
dass er damit etwas viel Größeres in Gang setzen würde.
Etwas, das
lange währte, sollte bald zu einem Ende kommen.
Eine Schuld,
die aufgeladen werden und lange verfolgen würde.
Und eine Tat,
die der Anfang vom Ende sein sollte.
_________
Hier weiterlesen -> Kapitel 47
Wie ihr euch sicherlich denken könnt, steht nächstes Mal ein größeres Ereignis an. Um die Spannung nicht zu verderben, will ich jetzt auch gar nicht mehr darüber schreiben.
Das nächste Kapitel wird aber erst so Ende nächster Woche wohl rauskommen. Also frühestens Freitag.
Mein innerer Schweinehund Nova (hier als Welpe) wollte übrigens mal Hallo sagen. Für all die, die ihn noch nicht kennen. Der steht in letzter Zeit auch immer schön mit blitzenden Zähnen neben mir, wenn ich schreiben will. Seht euch nur sein unschuldiges Grinsen an...
Bis dahin, danke fürs Vorbeischauen und Nova und ich verabschieden uns.
Hier weiterlesen -> Kapitel 47
Wie ihr euch sicherlich denken könnt, steht nächstes Mal ein größeres Ereignis an. Um die Spannung nicht zu verderben, will ich jetzt auch gar nicht mehr darüber schreiben.
Das nächste Kapitel wird aber erst so Ende nächster Woche wohl rauskommen. Also frühestens Freitag.
Mein innerer Schweinehund Nova (hier als Welpe) wollte übrigens mal Hallo sagen. Für all die, die ihn noch nicht kennen. Der steht in letzter Zeit auch immer schön mit blitzenden Zähnen neben mir, wenn ich schreiben will. Seht euch nur sein unschuldiges Grinsen an...
Bis dahin, danke fürs Vorbeischauen und Nova und ich verabschieden uns.
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