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Mittwoch, 16. Mai 2018

Kapitel 51 - Eine kleine Überraschung



Der Herbst stand in seiner vollen Blüte, aber dennoch war das Wetter ungemein heiter. Nachdem es einige Tage lang nach Schnee ausgesehen hatte, stand die Sonne jetzt schon den dritten Tag in Folge an einem strahlend blauen Himmel und keine Wolke schien es zu wagen, sich ihr in den Weg zu stellen. Es war ein ertragreiches Jahr gewesen und sie hatten schon einige reiche Ernten eingefahren. Die Letzte stand unmittelbar bevor und es sah ganz danach aus, als würden sie diesmal reichlich Vorräte für den Winter haben.
     Akara hatte gestern auf dem Feld geholfen, weshalb sie es heute nicht tun musste. Es war auch ohne sie bereits überfüllt mit Leuten. Die Wäsche war gewaschen, von drinnen duftete es herrlich nach dem Eintopf, den Dana vor kurzem angesetzt hatte. Lulu saß an der Näharbeit. Kurzum: es gab momentan nichts für sie zu tun. 
     Also hatte sie Elrik abgefangen, um mit ihm Zeit zu verbringen. Es sprach wohl nichts dagegen; immerhin mussten sie sich ja auch noch um Nachwuchs kümmern.


Doch Elrik war immerzu beschäftigt. Er hatte nicht einmal Zeit, um mit ihr ein paar Minuten in die Büsche zu verschwinden, wie es schien. Er war meistens den ganzen Tag über weg, gab Anweisungen, half bei den Grabungen und abends war er dann so erschöpft, dass er sofort einschlief. Auch diesmal war das nicht anders.
      „Tut mir leid, Akara, ich hab jetzt keine Zeit“, sagte er gerade entschuldigend. „Können wir das auf heute Abend verschieben?“
      ‚Das sagst du andauernd‘, dachte sie. 
     Doch sie schluckte ihren Unmut herunter – erneut – und setzte ein Lächeln auf. Er zeigte ihr daraufhin sein komisches Zähneblecken, das sie annahm, ebenfalls ein Lächeln sein sollte und das ihn noch merkwürdiger aussehen ließ als er ohnehin schon aussah und dann ließ er sie stehen.


Akara war frustriert. War es denn so schwer, mal ein paar Minuten zu entbehren? Sie fragte sich langsam wirklich, warum er sie überhaupt hergeholt hatte, wenn er nie Zeit für sie hatte. Sie sehnte sich nach der Zeit zurück, in der er seinen Stamm noch nicht angeführt hatte. Damals, als sie einfach stundenlang im Schatten der Weide zusammengesessen und sich geküsst hatten. So hatte sie sich ihr Zusammenleben jedenfalls nicht vorgestellt.
      Warum nur musste Elrik auch unbedingt der Stammesführer sein?


Seitdem Tann viel mehr Zuhause war und sehr viel mehr Zeit hatte, schien es ihm, als würde er mehr mitbekommen, was im Stamm vor sich ging, als früher. Als sei er mehr ein Teil davon, ironischerweise. Vielleicht hatte er auch deshalb als Einziger mitbekommen, was Elriks Gefährtin ihn nicht hatte sehen lassen. Vielleicht hatte er es gesehen, weil er es selber bereits durchgemacht hatte.
      Also hatte er sich vorgenommen zu handeln. Es war ja auch seine Pflicht, auf alle im Stamm aufzupassen. Auch wenn er nicht mehr der Stammesführer war.


Er war seiner eigenen Gefährtin nachgegangen, als sie gerade Richtung Pinkelbüsche verschwunden war. 
     „Tanna, hör mal“, begann er, „ich glaube, dass sich Elriks Frau etwas einsam fühlt. Kannst du dich ihrer nicht mal ein bisschen annehmen? Mal mit ihr reden oder sowas? Du weißt doch, wie es ist, die Frau vom Stammesführer zu sein.“
     Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er gedacht, dass Tanna gelangweilt aussah. Sie rümpfte die Nase. Anscheinend schien sie dieser Akara auch nicht so viel abgewinnen zu können. 
     Aber dennoch erwiderte sie: „Wenn es sein muss.“


Er schenkte ihr dafür sein schönstes Lächeln, das sie immer wieder schaffte, bei ihm hervorzubringen, bevor er zufrieden zurück an die Arbeit ging.


Akara hielt es abends meistens nicht lange im Haus aus. Sie hatte noch immer das Gefühl, dass sie nicht sonderlich willkommen im Stamm war, auch wenn ihr niemand das so direkt sagte. Vielleicht lag es auch an ihr selber. Sie war es so gewohnt, anderen gegenüber immer auf Abstand zu bleiben, dass es ihr schwer fiel, sich ihren neuen Mitbewohnern zu öffnen.


Da sie die Nacht liebte, zog es sie deshalb meistens nach draußen unter den freien Sternenhimmel. Nur, dass sie diesmal nicht allein war. Sie bemerkte Tann, der am Rande des Grundstücks stand und Richtung Strand sah. Sie kannte das schon von ihm. Er hatte das nach der Ankunft ihrer Familie andauernd getan, um sie im Auge zu behalten. Sie hatte nur gedacht, dass er das jetzt nicht mehr als nötig befand.
      Obwohl Tann sie, wie alle anderen auch, freundlich begrüßt hatte, als sie hier eingezogen war, wusste sie, dass er wahrscheinlich derjenige war, der sie am wenigstens hier sehen wollte. Sie konnte es ihm auch nicht verübeln. Ihr Vater hatte genug angerichtet und sie sah ihm nun einmal leider viel zu ähnlich. Nicht zu vergessen, was sie selber getan hatte. Das Band zwischen Vater und Sohn, das sie zerstört hatte, und das noch immer nicht wieder repariert war. Das konnte jeder sehen.
      Akara zögerte. Sie wollte gerne zu ihm gehen und mit ihm reden. Sie wollte ihm versichern, dass sie keine Gefahr war und dass sie nicht wie ihr Vater dachte, aber manchmal hatte sie ja selber Angst davor, so zu werden wie er. Dass sein Blut in ihr sie vergiften würde.


Doch dann gab sie sich einen Ruck. Dies hier war jetzt ihr Zuhause. Ihre neue Familie. Und sie wollte nicht, dass auch nur irgendjemand sie hasste. Sie hatte in ihrem Leben genug Hass erfahren. 
     Also ging sie zu ihrem Schwiegervater hinüber und rief ihn beim Namen. Er drehte sich ihr zu und dann traf sie ein misstrauischer Blick, den sie schon seit langem gewohnt war. Er hatte sie in der Vergangenheit verfolgt, wo auch immer sie hingegangen waren. Dann jedoch zwang er sich zu einem Lächeln, das arg schief wurde. Wahrscheinlich Elrik zuliebe, mutmaßte sie.
      „Ich wollte nur…“ Sie stockte. Sie hatte keine Ahnung, was sie ihm sagen wollte. „Ähm, ich wollte mich nur noch einmal dafür entschuldigen, was alles passiert ist. Für das, was mein Vater getan hat.  Was ich alles angerichtet habe… Ich wollte nie für Unfrieden sorgen. Ich wollte immer nur, dass wir uns vertragen.“


Sein Blick sprach Bände. Selbst wenn er ihr gesagt hätte, dass er ihr nicht über den Weg traute, hätte seine Ansage nicht deutlicher sein können. Als er seinen Blick hilfesuchend nach oben richtete, bemerkte sie, dass seine Augen ungewöhnlich blau waren. Schade, dass Elrik das nicht geerbt hatte.
     „Schon gut“, presste er hervor.


Dann atmete er tief ein und sein Blick wurde so ernst, dass Akara darunter zusammenzuckte. 
     „Ich bin es eigentlich, der sich entschuldigen sollte. Ich habe dir und deiner Familie Unrecht getan, indem ich euch alle an den Taten von Dia Hell gemessen habe, obwohl ihr niemandem etwas getan habt.“ Plötzlich wirkte er ehrlich zerknirscht. „Ich hätte euch lieber helfen sollen.“


 „Nein, ich verstehe das vollkommen!“, versicherte sie. „Mein Vater hat dir jeglichen Anlass gegeben, ihn zu hassen. Er war ein schrecklich böser Mensch.“ Sie schnaubte abfällig. „Selbst zu seiner eigenen Familie. Deswegen – ich hätte an deiner Stelle wahrscheinlich genau dasselbe getan. Um meine Familie vor Unheil zu beschützen. Wahrscheinlich wäre ich nicht einmal so lange geduldig geblieben wie du.“
       Und wahrscheinlich hätte sie auch nicht die Tochter ihres Feindes in ihrem Haus geduldet. Aber das behielt sie lieber für sich. Ihre Vergangenheit hatte ihr die Vorsicht und das Misstrauen einfach ins Blut gebrannt.
      „Nun, wie wäre es, wenn wir das, was in der Vergangenheit war, in der Vergangenheit belassen?“, schlug er plötzlich vor.
      Was Akara nun doch ein erleichtertes Lächeln entlockte. „Das würde mich freuen.“


Als Elrik an diesem Abend nach Hause kam, glaubte er, seinen Augen nicht zu trauen. Da saß Akara auf der Schaukel, die da schon seit Ewigkeiten an dem abgestorbenen Baum hing, und die niemand benutzte, und schwang heiter und unbeschwert hin und her, während sein Vater daneben stand und mit ihr redete. Zuerst dachte er, dass er sie maßregelte, aber als er nähertrat, hörte er zu seinem Erstaunen, dass sie nur über Banalitäten sprachen.


 „Was macht ihr denn hier?“, fragte er und er konnte nicht verhindern, dass sich seine Erleichterung darüber auf seinem Gesicht breit machte. Normalerweise war er ja sonst nicht sonderlich zum Lächeln aufgelegt, wenn sein Vater zugegen war. Aber Akara so fröhlich zu sehen, ließ ihm das Herz aufgehen.
     Anstatt zu antworten, wandte sich sein Vater jedoch plötzlich an ihn. Und nicht nur an ihn. „Würdet ihr bitte herkommen? Du auch, Akara.“
     Es war das erste Mal, dass er hörte, dass sein Vater Akara bei ihrem Namen nannte. Normalerweise war sie immer nur seine Gefährtin, wenn er über sie sprach.


Akara sprang mit Schwung von der Schaukel und dann stand sie neben ihm. Es war noch immer ungewohnt, dass sie ihm inzwischen über den Kopf gewachsen war.
      „Ich will euch beiden etwas mit auf den Weg geben“, sprach sein Vater, als sie beide vor ihm standen. „Ich habe in meinem Leben einige Fehler gemacht und einer davon war es, meiner Gefährtin und meiner Familie zu wenig Zeit zu schenken.“ 
     Er sah Elrik eindringlich an. „Die Dinge, die du als Stammesführer tun musst, sind wichtig, aber die Zeit, die du dafür opferst, gibt dir niemand zurück. Vor allen Dingen die Zeit mit deiner Familie nicht. Deshalb ist es wichtig, dass du ab und an auch mal an dich und die deinen denkst. Nimm dir die Zeit, verteile deine Aufgaben an andere und kümmere dich um deine Familie, Elrik. Ansonsten sind deine Kinder plötzlich groß und deine Frau ist fort. Die Wahrheit ist, dass es mir beinahe einmal so ergangen ist. Ich habe deine Mutter einmal beinahe verloren. Damals, als ich die Führung über den Stamm aufgeben wollte, erinnerst du dich?“
      Das tat er. Es hatte ihn zutiefst erschrocken, dass sein Vater das hatte aufgeben wollen, das ihn ausgemacht hatte. Das, was Elrik immer bewundert hatte, das, was er selber hatte werden wollen, bevor ihm aufgegangen war, dass dieser Lebensweg eigentlich überhaupt nicht zu im passte. Ironisch, dass er nun doch Stammesführer geworden war und das, weil er selber dafür gekämpft hatte.


 „Doch ich hatte Glück, dass Tanna so eine gute und großherzige Frau ist. Sie hat mich dazu gebracht, weiterzumachen, und sie ist trotzdem an meiner Seite geblieben. Ich bin wirklich froh, sie zu haben.“ 
     Dann wanderte Tanns Blick zu Akara rüber. „Ich kann mir nicht einmal im Geringsten vorstellen, wie schwer es sein muss, die Frau des Stammesführers zu sein. Ich habe Tanna oft allein gelassen, aber sie hat es dennoch akzeptiert und mich immer unterstützt. Auch wenn ich Elrik geraten habe, sich Zeit für dich und eure Kinder zu nehmen, wird er dennoch oft beschäftigt sein. Das heißt aber nicht, dass er dich nicht liebt oder du ihm nicht wichtig bist. Ich hoffe wirklich, dass du das verstehen wirst und an der Seite meines Sohnes bleibst.“
     Elrik musste sich zusammenreißen, um seinen Vater nicht mit offenem Mund anzustarren und als er Akara ansah, glaubte er, dass es ihr ebenso erging. Was nur war plötzlich mit seinem Vater los? Zuerst wollte er nicht einmal etwas davon wissen, dass Akara seine Gefährtin wurde und jetzt gab er ihnen seinen Segen und sorgte sich um ihre Beziehung?


„Ich bin stolz auf dich“, brachte die Stimme seines Vaters Elrik aus seinen Gedanken zurück und als er sah, dass sein Blick auf ihm ruhte, machte ihn das irgendwie betroffen. „Ich bin stolz auf euch beide.“ Er sah Akara erneut an und diesmal war das Lächeln, das er ihr schenkte echt. „Bitte gib gut auf meinen Sohn acht!“
      Hatte er etwas nicht mitbekommen? War sein Vater etwa todkrank und musste bald sterben?
     „Ich lass euch dann mal besser allein.“


Elrik sah seinem Vater noch eine Weile ungläubig hinterher und langsam fragte er sich, ob Tann irgendwie entführt und mit einem Doppelgänger ausgetauscht worden war. Vielleicht spielte ihm seine Müdigkeit auch nur einen Streich und das gerade eben war gar nicht geschehen.


Um sich zu vergewissern, drehte er sich zu Akara um und ergriff ihre Hand. Immerhin sie war gerade hier bei ihm. Sie war echt. Das Sternenlicht ließ ihre Haut so hell leuchten, wie Mondlicht. Sie war zwar inzwischen größer als er, aber noch viel schöner geworden.
     „Was hältst du davon, wenn wir uns mal um unseren Nachwuchs kümmern?“, schlug er vor.
     Es war langsam auch Zeit dafür. Akara zog die Schultern nach oben und ein schüchternes Lächeln umspielte ihre Lippen.


Im nächsten Moment hatte er sie an sich gezogen, um sie zu küssen. Sie war so vorsichtig, aber er wurde schnell forscher. Ihre Nähe machte ihn beinahe ein bisschen benommen. Es war allerhöchste Zeit dafür. 
     Wenig später verschwanden die beiden in die Nacht hinein und sie sollten nicht vor dem Morgengrauen zurückkehren.


Und während Elrik und Akara ihre Zweisamkeit genossen, verbrachte der alte Stammesführer Tann erneut einen Abend allein.


Tags darauf wurde Elrik schon früh wieder an die Pflicht gerufen. Das neue Oberhaupt im Hell-Haus war eingezogen und rübergekommen, um die Fronten zu klären. Also hatte Elrik den Schamanen gerufen und Jin und Tann waren auch gekommen. Während sein Vater sich im waffenlosen Blickkampf mit Griswold übte und Jin jeglichen Blickkontakt mit Greta vermied, hatte die sich als neues Oberhaupt der Hells vor Elrik aufgestellt.
      „Es versteht sich von selbst, dass wir euch das Werkzeug herstellen werden, das ihr braucht.“


Sie warf Griswold hinter sich einen strengen Blick zu, der Elrik kalt werden ließ. „Nicht wahr Griswold?“
     Der knurrte als Antwort, woraufhin seine Frau fortfuhr: „Natürlich aber erwarten wir dafür auch eine Gegenleistung von euch.“
     Langsam verstand Elrik, was Griswold in Greta sah. Sie passten in ihrer Herzenskälte jedenfalls gut zusammen. Greta hatte sich sogar extra diesen Tag ausgesucht, während ihr Bruder mit einer Nachricht von Elrik zum Zoth-Stamm unterwegs war. Er spielte öfter den Boten für ihren Stamm. Wenn er da gewesen wäre, hätte er sich das jedenfalls bestimmt nicht so einfach bieten lassen. Aber Elrik blieb da keine andere Wahl. Immerhin bekamen sie so endlich ihr Werkzeug.


 „Natürlich. Das versteht sich ja von selbst“, wiederholte er also.
     Greta zeigte sich zufrieden. „Über die Gegenleistung können wir ja später reden.“ Erneut zu ihrem Gefährten sagte sie: „Es ist Zeit zu gehen, Griswold! Na los!“


Er ließ allen Anwesenden auf der Uruk-Seite noch einen bösen Blick da, dann tat er brav wie ihm geheißen. ‚Wie ein Kind, das von seiner Mutter herumkommandiert wird‘, drängte es sich Elrik auf.
     Als er fort war, blieben nur Wirt, der ihm zum wiederholten Male einen entschuldigenden Blick zukommen ließ, und Greta übrig.


Und die wandte sich jetzt plötzlich an Jin, den sie bislang so eisern ignoriert hatte, als wäre er gar nicht da. Was auf Gegenseitigkeit beruhte.
      „Ach, übrigens Jin, bevor ich es vergesse“, fing sie an, „ich habe vor kurzen deinen Sohn geboren. Er heißt Wotan und wenn du ihn sehen willst, hast du dich auch drum zu kümmern. Aber glaube ja nicht, dass du sonst etwas zu seiner Erziehung zu sagen hast! Und wage es bloß nicht, ihn mit deiner Dummheit anzustecken!“
     Die Neuigkeit schlug natürlich unerwartet ein. Zuerst waren sie alle erstarrt, vor allen Dingen Jin, dann jedoch entglitt ihm vollkommen das Gesicht.


 „Er ist da.“ Greta zeigte auf eine Wiege, die auf der linken Seite des Raumes stand. „Aber halt ihn bloß richtig, sonst brichst du ihm das Genick!“
     Als ob er noch nie ein Kind gehalten hätte.


Doch Jin ignorierte sie und ging eilig zu der unscheinbaren, hölzernen Wiege hinüber. Als er einen Blick hineinwerfen konnte, lag da ein kleines Bündel mit einem schwarzen Büschel Haaren auf dem Kopf und strahlend blauen Augen, die sich jetzt neugierig auf ihn richteten.


Vorsichtig nahm er den Kleinen hoch. Er war so klein. Jin konnte es nicht fassen, dass er so klein war. Dass er so lange versucht hatte, mit Greta ein Kind zu machen und es jetzt tatsächlich in den Händen hielt.
     „Na, mein Kleiner? Ich hoffe, sie ist nett zu dir.“
     Er hörte Greta schnaufen und es drängte sich ihm der Gedanke auf, dass er es mit dem Stier hinter sich lieber nicht verscherzen sollte. Er bezweifelte, dass sie überhaupt nett zu irgendwem sein konnte.
     „Ich wünschte ja, es wäre Griswolds, aber es ist leider deiner“, hörte er sie sagen und sie klang dabei so abfällig wie eh und je. Wie immer, wenn sie über ihn sprach.


Als Dana die Neuigkeit erfuhr, dass Greta Jins Sohn geboren hatte, hielt sie nichts mehr. Sie ließ das Essen stehen, das sie gerade angefangen hatte, zuzubereiten und war auf und davon. Als das Nachbarhaus in Sichtweite kam, sah sie Jin gerade aus der Tür kommen.


„Jin! Ist es wahr, dass Greta ein Kind von dir bekommen hat?“
     „Ja.“ Sein Blick war so leer, dass ihr Herz beinahe stehen blieb, als er sie damit traf. 
     Er schwieg einen Moment und Dana rang verzweifelt um Worte. Doch Jin war schneller als sie. „Ich muss da mal drüber nachdenken.“


Dann war er an ihr vorbeigegangen und Dana war zu langsam, zu gelähmt, um ihn aufzuhalten. Sie wusste ja, dass er seine Momente hatte, in denen er allein sein wollte. Dann ging er meistens in den Wald, um für ein oder zwei Stunden zu jagen oder mit Bären zu ringen. Sie wusste es, ehrlich gesagt, auch nicht so genau, was er dort tat. Bislang war das für sie auch vollkommen in Ordnung gewesen. Sie mochte es selber, wenn er ihr ab und an ihren Freiraum ließ. Jetzt jedoch machte sie sich Sorgen.


Vor allen Dingen, als die Stunden vorbeizogen und er verschwunden blieb. Sie wartete und wartete, aber er kehrte nicht zurück. Ob ihm etwas geschehen war? Ihr kamen die wildesten Vorstellungen und eine machte ihr mehr Angst, als die Andere. Sie hatte sich nie um Jin sorgen müssen, wenn er fortging, sie war sich schließlich sicher, dass er es mit allem aufnehmen konnte, aber er war so durcheinander gewesen. Mehr noch als gewöhnlich.
      Nein, sie konnte nicht hier stehen und nur warten! Sie wollte Jin ja seinen Freiraum lassen, aber sie würde nicht zulassen, dass er sich in Gefahr brachte, nur, weil er mit den Gedanken nicht bei der Sache war.


Also schlüpfte sie in ihre Hosen, schnallte sich einen Bogen auf den Rücken und brach Richtung Nebelwald auf. Der Stamm fürchtete den Wald zwar nicht mehr so sehr wie früher, aber dennoch war Jin der Einzige, der in gerne besuchte. Er fühlte sich ihm verbunden, hatte er einmal gesagt. Vor allem dem Nebel. Dana hoffte jedoch, dass er ihm ferngeblieben war. Selbst sie ging nicht gerne dort hinein. Man verirrte sich so leicht darin.


Eine andere Stelle, die er gern besuchte, war die kleine, abgelegene Bucht unweit des Blum-Hauses. Hier war für gewöhnlich niemand, wenn die Blums nicht zum Fischen hingingen, und tatsächlich fand sie ihn genau dort vor. Aber als sie sah, dass er im Sand lag, versagte ihr Herz beinahe seinen Dienst. Er war doch nicht etwa…?


Dana stapfte durch den feuchten Sand, der unter ihren Schritten knirschte und warf sich die letzten paar Schritte beinahe schon nieder. Sie kam schlitternd vor Jin zum Stillstand. Sie hätte ihn gerne angehoben, aber er war viel zu schwer, also begnügte sie sich damit, ihn zu schütteln und seinen Namen zu rufen.
     Als er schließlich seine Augen öffnete, fiel ihr ein riesengroßer Stein vom Herzen. Gemächlich streckte er sich erst einmal, bevor er aufstand. Erst dann nahm er überhaupt Notiz von ihr.


 „Was denn los?“, fragte er, als sie schließlich vor ihm stand.
     „Jin… Greta… du“, stotterte sie. „Du willst doch nicht zu ihr zurückgehen, oder?“
      Da sah Jin plötzlich aus, als hätte man ihm etwas Verwesendes unter die Nase gehalten. „Zu der kriegt mich nichts mehr zurück! Wie kommst du denn auf so einen Blödsinn?“
     „Weil du sagtest, du müsstest nachdenken…“
     „Ich hab drüber nachgedacht, wie ich meinen Jungen da raus kriege. Ich kann ihm ja nicht antun, bei so einer Mutter aufzuwachsen.“
     Dana war erleichtert. So unendlich erleichtert. Jin war nichts passiert und ihre Sorgen, dass er sie verlassen würde, waren auch unnötig gewesen.


 „Ich wünschte trotzdem, dass ich dabei gewesen wäre, als sie schwanger war“, hörte sie ihn plötzlich sagen. „Ich bin irgendwie nie dabei, wenn jemand mit meinem Kind schwanger ist.“
     Das schien ihn wirklich zu betrüben. Und es traf sie.
     „Ich versuche ja schon mein Bestes, aber ich bin auch nicht mehr die Jüngste…“, gab sie kleinlaut von sich.


Was Jin aber nur zum Lachen brachte. „Machst du Witze? Du siehst doch noch genauso aus wie an dem Tag, als du zu uns kamst.“
      Sie wusste, dass das nicht stimmte. Aber Jin traute sie es zu, dass er es wirklich so empfand. Er hatte sich gar nicht verändert. Und darüber war sie froh. Sie war froh, dass Jin wieder der Alte war.
     Sie war jedenfalls gerührt. Jin war, wie sie es gedacht hatte, ein guter Mann. Er war es all die Zeit, die sie zusammen waren gewesen und er war es auch jetzt. Sie war froh, dass sie ihn hatte. 
     Und mit diesem Gedanken ging sie auf ihn zu und schmiegte sich an ihn. Auch wenn es nicht lange nur dabei bleiben würde, wie sie wusste.


Als sie dann damit fertig waren, für neuen Nachwuchs zu sorgen, und sie zusammen auf dem Rückweg durch den Wald gingen, geschah es, dass eine Katze ihren Weg kreuzte. Sie legte sich ihnen quasi in den Weg, schleckte immer wieder ihre Pfote und machte auch keine Anstalten zu fliehen. Sie war offensichtlich verletzt. Dana fühlte sich ein bisschen, als hätte sie das schon einmal erlebt.


Bevor sie aber etwas sagen konnte, klatschte Jin neben ihr plötzlich in die Hände und meinte erfreut: „Klasse! Abendessen!“
     Dana schnappte empört nach Luft. „Jin!“
     „Ich mach nur Spaß!“, grinste er.


Dann ging er und streckte der Katze die Hand hin. Dana rechnete damit, dass sie ihn zerkratzen würde, aber stattdessen erhob sie sich schwerfällig, sah mit großen, neugierigen Augen zu Jin auf und ließ es dann tatsächlich zu, dass er sie hochhob.


Als er dann, mit der Katze auf dem Arm, grinsend vor ihr stand, war das ein wirklich drolliger Anblick. Sie freute sich schon darauf, wenn er eines Tages ihr zweites Kind auf dem Arm halten würde.


Sie nahmen die Katze mit in den Stamm. Dana hatte gesehen, dass bei den Hells ebenfalls eine hauste. Vielleicht würde sie sich ja nützlich machen. Jedenfalls aber waren Diana und Tanja von dem kleinen Tier angetan. Vor allen Dingen Tanja war aus dem Häuschen, was bei ihr ein eher seltener Anblick war.
     „Sie macht komische Geräusche, wenn ich sie streichle!“, stellte Diana gerade fest.


Während Dana in die Runde blickte. Jin stand neben ihr und neben ihm standen Aan und Jana, die der Katze anscheinend überhaupt nichts abgewinnen konnte, wenn sie nicht als Mahlzeit in ihrer Schale lag. 
     Dies war ihre Familie. Und Dana war froh, dass sie sie hatte. Dass sie endlich nicht mehr allein war.


Die Katze blieb bei ihnen. Sie begann, die Mäuse zu fangen, die sich regelmäßig versuchten, über ihre Vorräte herzumachen. Viel öfter aber sahnte sie mit ihren großen Augen Milch und andere Leckereien ab. Und das nicht nur bei den Kindern. Vor allen Dingen an Jin hatte sie einen Narren gefressen und er konnte ihr einfach nichts ausschlagen. Wenn sie sich zu einer Fellkugel auf seinem Schoß zusammenrollte und schlief, wagte er nicht einmal, sich zu rühren.
     Am Ende dieses Tages war sie schon ein Mitglied des Uruk-Stammes und sie bekam von Jin den schmeichelhaften Namen Klopps.
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Hier weiterlesen -> Kapitel 52

Den Namen des neuesten Familienmitgliedes würde ich gerne euch, meine Leser, vergeben lassen. Da ich (wie man vielleicht festgestellt hat) grausig mit Tiernamen bin, hat sie im Spiel momentan noch nicht einmal einen ordentlichen Namen. Sie heißt dort momentan "Wild Katze"  ^^'. Sie ist übrigens ein Weibchen.
Ich würde mich jedenfalls über Namensvorschläge freuen (die Kommentarfunktion ist übrigens ohne Anmeldung für jedermann offen hier auf dem Blog). Ich plane auch, dass es vielleicht nicht die einzige Abstimmung bleiben soll. Wenn es ein paar mehr Vorschläge gibt, werde ich es dann auswürfeln. Ansonsten muss die arme Miezekatze bei ihrem Namen Wild bleiben. 

Ich bedanke mich für eure Vorschläge. Der Würfel hat sich für "Klopps" von Zordrag entschieden.

Wahrscheinlich werdet ihr sie nicht erkennen, aber es ist exakt diesselbe Katze, die Jin und Dana damals in Kapitel 25 noch erlegt haben. Eigentlich sollte sie nur ein Statist bleiben, aber dann hat sie sich doch dazu entschieden, sich bei meinen Sims einzunisten. Da gibt es halt lecker Milch und viel Thunfisch, hat sie gehört.

Ich musste Jin übrigens doch noch ein Kind von Greta geben. Ich konnte einfach nicht anders. Wotan und Greta hab ich auch gleich mal bei den Hells hinzugefügt, falls ihr Wotan mal als Kleinkind sehen wollt, schaut bei den Charakteren rein. Und das Spiel hat ihn wirklich ganz ohne mein Zutun das Merkmal gegeben, das Jin ausmacht (Geistesabwesend).

Da ich die letzte Woche ein bisschen mehr Zeit hatte, habe ich endlich mal die Planung abgeschlossen und wieder zu spielen angefangen. Ich musste aber erst ein paar Tage mit Nova ringen, bevor sie mich gelassen hat XD. Und ich habe ganz vergessen, wie ewig lang und langsam mein Gameplay ist. Da ich momentan 26 Sims (davon 6 Kleinkinder und 2 Babys!), 4 Hunde und 2 Katzen habe und ohne freien Willen spiele, brauche ich für einen Simstag einen ganzen realen Tag ^^'. Vor allen Dingen, wenn dann so 2-7 Geburtstage pro Tag vorkommen, weil ich noch Nachbarn altern lasse und sowas. Total stressig XD.

 Nächstes Mal dann packt Wulfgar das Fernweh.

Bis dahin, danke fürs Vorbeischauen und Lesen, und ich verabschiede mich!

2 Kommentare:

  1. Jin überzeugt mich mal wieder! Katzenbraten =D !!!

    Man gebe ihr den Namen: Klopps ^^ (von Jin erfunden, hat sie ja auch gefunden!)

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    1. Danke für deinen Namensvorschlag, auch wenn er etwas ungewöhnlich ist. Vor allen Dingen für ein Weibchen. Freu mich auch, dir sagen zu können, dass der Würfel für deinen Namen entschieden hat.

      Schön übrigens, dass wir da einer Meinung sind, dass der Name von Jin kommt XD. Hört sich ja auch voll nach ihm an. Ich dachte jedenfalls dasselbe.

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