Die Sonne war bereits am Untergehen, als Lu mit Anhang
Wulfgar zum Haus zurückkehrte. Lulu war schon vor einigen Stunden
gegangen und Lu hatte gehofft, dass es auch ihrem nerviger Gast irgendwann kalt
genug wurde, dass er nach Hause gehen und ihn endlich in Frieden lassen würde.
Leider hatte er ihm den Gefallen aber nicht getan. Obwohl er deutlich am frieren gewesen war. Aber so, wie er es einschätzte, hätten Wulfgar die Zehen abfrieren können und er wäre dennoch zu stur gewesen, heimzugehen. Und dabei hatte Lu nur ein wenig Zeit für sich allein haben wollen.
Leider hatte er ihm den Gefallen aber nicht getan. Obwohl er deutlich am frieren gewesen war. Aber so, wie er es einschätzte, hätten Wulfgar die Zehen abfrieren können und er wäre dennoch zu stur gewesen, heimzugehen. Und dabei hatte Lu nur ein wenig Zeit für sich allein haben wollen.
Während er sich noch über die beharrliche Nervensäge an
seiner Seite ärgerte, betraten sie das Haus. Das sterbende Sonnenlicht des
Tages wurde sofort geschluckt und Lu brauchte einen Moment, um sich an die
Dunkelheit zu gewöhnen, die im Inneren herrschte. Und dann erst konnte er
sehen, welche zwei sich da gerade direkt vor ihm barsch angingen. Es waren Jin und
Dana.
Jin hatte seinen Finger ausgestreckt und ihn anklagend auf die sichtlich empörte Dana gerichtet. „Das ist alles deine schuld!“, zischte er.
Jin hatte seinen Finger ausgestreckt und ihn anklagend auf die sichtlich empörte Dana gerichtet. „Das ist alles deine schuld!“, zischte er.
Was
Dana sich aber natürlich nicht gefallen ließ. Sie schoss zurück: „Was? Ich
glaube, ich höre ja wohl nicht richtig! Ich kann ganz sicher nichts für deine blöde Sturheit!“
Jin brodelte. Die Wut hatte ihn inzwischen jeglicher
Worte beraubt, das konnte Lu sehen. Und er wusste, dass es Ärger bedeutete.
Also schritt er ein, bevor Jin ausbrechen konnte. „Was ist denn bei euch los?“
Also schritt er ein, bevor Jin ausbrechen konnte. „Was ist denn bei euch los?“
Sofort
trafen ihn zwei böse dreinblickende Augenpaare und er zuckte automatisch
darunter zusammen, als hätte er etwas verbrochen. Nicht, dass Jin nicht sowieso
im Folgenden auf ihn losging. Vielleicht hätte er sich lieber raushalten
sollen.
„Du!“ Jetzt landete der Finger auf ihm. „Das ist alles deine schuld!“
„Du!“ Jetzt landete der Finger auf ihm. „Das ist alles deine schuld!“
Lu
war normalerweise nicht so leicht zu provozieren, aber bei Jin war das anders.
Er hatte ihn in der Vergangenheit schon genug geärgert.
„Was ist denn jetzt schon wieder dein Problem?“
„Was ist denn jetzt schon wieder dein Problem?“
„DAS ist mein Problem!“
Der Finger wanderte Richtung Feuer und da wurde auch Lu erstmals auf die kleine Versammlung im hinteren Teil des Hauses aufmerksam.
Der Finger wanderte Richtung Feuer und da wurde auch Lu erstmals auf die kleine Versammlung im hinteren Teil des Hauses aufmerksam.
Als er näher ranging, konnte er Rahn, Greta und Tanna
erkennen. Und ihm fiel sofort auf, was Jin wahrscheinlich so gegen den
Strich ging. Greta nämlich hatte ein verträumtes Grinsen aufgesetzt und
himmelte Rahn geradezu an.
„Du
hast dieses Monster da geschaffen“, hörte er Jin sagen. „Er ist zu dir
gegangen, um dich um Rat zu fragen und seitdem meint er, sich an unsere
Frauen ranmachen zu müssen.“
Dann ging er wieder auf Dana los. „Hättest du den nicht
einfach mal ranlassen können? Wenn du dich nicht immer so zieren würdest,
hätten wir dieses Problem jetzt nicht!“
„Hey,
ich kann nichts dafür, dass du so bescheuert bist, das einzige Mädchen zu
vergraulen, das bereit ist, sich mit dir einzulassen! Du weißt genau, dass
Greta dich sofort nehmen würde, wenn du nur mit ihr gehen würdest! Also
unterlass es gefälligst, mir die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen, nur
weil du so saublöd bist!“
Jetzt war Lu wieder dran. „Und dir habe ich also diesen
ganzen neuen Mist mit Rahn zu verdanken, ja? Ich habe mich doch oft genug bei
dir - bei jedem - beschwert, dass ich
nichts von Rahn will! Das wusstest du doch! Warum musstest du ihm nur wieder
Hoffnungen machen? Ich dachte, wir wären Freunde!“
Bevor
Lu etwas dazu sagen konnte, war sie wütend an ihnen vorbeigerauscht und hatte
das Haus verlassen. Doch die Jungs sahen ihr nur einen Moment nach, dann
waren sie wieder bei Rahn.
„Er macht das echt gut“, stellte Lu nach einer Weile
fest, in der er seinem Bruder zugesehen hatte.
Er
hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Rahn verstand es inzwischen
ziemlich gut, den Frauen Komplimente zu machen. Während man sich um Tanna
jedoch, die dieselbe Mutter wie Rahn hatte, und die wahrscheinlich nur dabei
war, um sich ein paar Komplimente anzuhören, die Tann wahrscheinlich nicht mal
kannte, keine Sorgen machen musste, sah das bei Greta schon ganz anders aus.
Das bemerkte sogar der sonst so begriffsstutzige Jin. Und es gefiel ihm ganz
und gar nicht.
„Nimm du ihn doch, wenn du ihn so toll findest!“, knurrte er bedrohlich. „Nur sorg dafür, dass er sich von den Frauen fernhält! Wenn er so doof ist, Dana haben zu wollen, bitte, aber die andern sind für ihn tabu!“
„Nimm du ihn doch, wenn du ihn so toll findest!“, knurrte er bedrohlich. „Nur sorg dafür, dass er sich von den Frauen fernhält! Wenn er so doof ist, Dana haben zu wollen, bitte, aber die andern sind für ihn tabu!“
„Du meinst wohl, Greta ist für ihn tabu, was?“, mischte
sich nun auch Wulfgar erstmals ins Gespräch ein und er brachte Jin damit fast aus der Fassung.
Doch er fing sich schnell wieder und wandte sich erneut
an den Verursacher des Ganzen. „Sorg einfach dafür, dass er damit aufhört!“,
forderte er von Lu.
„Meinst
du nicht, dass es an dir selber ist, zu handeln?“
Jin
verstummte daraufhin und schien tatsächlich zu überlegen. Es war so ein
ungewohntes Bild, wenn er das tat.
„Weißt du was, du hast mal recht. Ich werd Rahn zeigen, wo der Hammer hängt.“
„Weißt du was, du hast mal recht. Ich werd Rahn zeigen, wo der Hammer hängt.“
Bevor Lu ihn zurückhalten konnte, war er losgestürmt.
„Oh, Mann! Wieso nur habe ich das Gefühl, dass
er überhaupt nichts verstanden hat?“
Wulfgar
lachte. „Ach, das wird schon schiefgehen.“
„Ja, das befürchte ich auch…“
Kurz darauf wurden sie Zeuge von Jins grandioser Art,
Probleme zu lösen. Er machte mit einem brachialen Laut auf sich aufmerksam und
drängte sich kurzerhand zwischen Greta und Rahn. Sein anklagender Finger zeigte jetzt
auf seinen Konkurrenten. Wenn der nicht so ruhig geblieben wäre, wäre die Sache sicherlich eskaliert und die beiden Männer hätten sich in einem Ringkampf wiedergefunden. Das war auch
eher die Art, auf die sie beide für gewöhnlich Konflikte lösten.
„Lass
gefälligst die Pfoten von meiner Frau!“ Dann hatte er besagte Frau am Arm
gepackt, herumgerissen und sie hinter sich her aus dem Haus gezogen.
Greta war viel zu überrumpelt, um sich großartig zu
wehren. Doch als sie die Kälte des Schnees an ihren Füßen spürte, kam sie wieder zu Sinnen. Aufgebracht riss sie sich von Jin los.
„Was
sollte das gerade eben?“
„Das
sollte ich dich fragen! Warum machst du einem andern schöne Augen? Du gehörst
mir!“
Greta
öffnete und schloss ihren Mund wortlos. Das konnte ja wohl
nicht wahr sein! Zuerst log er sie an, ließ sie fallen und nun spielte er sich auf.
„Ich glaube du spinnst ja wohl! Ich gehöre dir ganz sicher nicht!“
„Ich glaube du spinnst ja wohl! Ich gehöre dir ganz sicher nicht!“
„Ach, komm schon! Ich hab ja bislang
mitgespielt, aber langsam wird‘s albern! Du weißt, dass du mir gehörst!“
„Du hattest die Chance dazu, aber du hast es
versaut! Und jetzt ist es zu spät! Also hör gefälligst auf, dich aufzuführen,
als würde ich dir gehören!“
Sie
hatte keine Lust mehr, dieses Spiel zu spielen. Jin wusste, wie es lief.
Entweder er würde mit ihr kommen, wenn sie im Frühjahr wieder nach Haus gehen
würde oder nicht. Und bis er sich nicht entschieden hatte, brauchte er sich
nicht aufzuführen, als hätte er irgendwelche Ansprüche ihr gegenüber. Und das
sollte er auch ruhig wissen. Also ließ sie ihn stehen.
Doch da hatte sie die Rechnung ohne Jin gemacht. Der
brauchte nicht lange, um sie einzuholen und sich ihr in den Weg zu stellen. Im nächsten
Moment hatte er ihre Arme fest im Griff und Greta konnte nichts dagegen tun,
dass sie heftig erschrak.
Das Nächste, das sie wusste, war, dass sie ausholte und
ihm eine schallende Ohrfeige gab. Sein Kopf kippte zur Seite und für einen
Moment bewegte er sich nicht mehr. Erneut war Greta darüber erschrocken, was sie getan hatte, aber diesmal blieb sie stur. Jin sollte bloß nicht glauben,
dass er sich alles erlauben konnte!
„Glaubst du, dass du mich zu etwas zwingen kannst? Wenn du
glaubst, ich kann mich nicht wehren, dann hast du dich geschnitten!“
Woraufhin
endlich auch das Leben in Jin zurückkehrte. Er machte ein empörtes Gesicht. „Denkst
du echt, dass ich dich zu was zwingen würde? Ich würd niemals einer Frau
was antun! Das ist erbärmlich!“
„Dir
traue ich alles zu!“
Plötzlich sah es so aus, als sei er von ihren Worten
wirklich getroffen. Das konnte doch nicht sein! Jin berührte doch sonst nichts! Er ließ sich nie von irgendetwas aus der Bahn bringen und er sah auch
nie ein, wenn er etwas falsch gemacht hatte.
„Also,
was sollte das gerade eben?“ Doch er blieb stumm. „Ich rede mit dir, also
antworte gefälligst! Was sollte das alles gerade eben?“
War er tatsächlich niedergeschlagen? Es war unheimlich,
ihn so zu sehen.
Und dann sagte er plötzlich: „Ich weiß nicht, was ich machen soll, Greta. Ich brauch dich doch!“
Greta konnte nicht glauben, was sie da hörte. Für einen Moment war sie sich sicher, zu träumen. Es war schließlich das, was sie immer von ihm hatte hören wollen.
Und dann sagte er plötzlich: „Ich weiß nicht, was ich machen soll, Greta. Ich brauch dich doch!“
Greta konnte nicht glauben, was sie da hörte. Für einen Moment war sie sich sicher, zu träumen. Es war schließlich das, was sie immer von ihm hatte hören wollen.
Bevor
sie auch nur weiter darüber nachdenken konnte, war sie ihm
um den Hals gefallen. Jin war zunächst zu überrascht von ihrer Reaktion,
dann jedoch spürte sie seine noch immer warmen Hände auf ihrem auskühlenden
Rücken. Natürlich blieben sie da aber nicht lange, sondern rutschten in tiefere
Regionen ab. Doch Greta war momentan viel zu glücklich, um sich darüber zu
ärgern.
Kurz darauf bekam Jin erneut von ihr, was er wollte.
Kurz darauf bekam Jin erneut von ihr, was er wollte.
Nachdem sie ihr
Stelldichein beendet hatten, saßen sie noch eine Weile zusammen an dem
Lagerfeuer, das Jin notdürftig im nahegelegenen Schuppen entfacht hatte. Greta lag in seinen Armen und
genoss seine Nähe, während sie mit sich und der Welt so zufrieden war, wie
schon lange nicht mehr. Sie hatte eigentlich nichts gewonnen, nach wie vor war
offen, ob er gedachte, mit ihr zu kommen, aber momentan wollte sie einfach
nicht daran denken.
Jin
jedoch sah das anscheinend anders. Ausgerechnet er! „Weißt du, du kannst ja
auch einfach hierbleiben“, begann er.
Gretas Entspannung war augenblicklich dahin. Dennoch ließ
sie sich noch einen Moment länger Zeit, bevor sie sich von Jin abstieß und zum
Feuer rüberging, um Holz nachzulegen.
„Das geht nicht, Jin. Ich kann meine Eltern
nicht einfach im Stich lassen.“
„Deine Geschwister sind ja auch noch da.“
„Nein,
das… meine Geschwister sind noch viel zu klein und meine Eltern werden bald
mehr Unterstützung auf dem Hof brauchen.“
„Und
dein Bruder?“
„Mein
Bruder…“ Sie brach ab, setzte neu an: „Nein, ich
muss da bleiben. Er wird nicht mehr nach Hause zurückkehren.“
Das hörte Jin zum ersten Mal. „Und warum darf er weggehen
und du nicht?“ Doch Greta schwieg nur. „Das ist doch unfair. Du
solltest einfach hierbleiben und deinen Bruder zurückschicken. Er hat eh
niemanden hier. Aber du hast mich.“
Jetzt wurde Greta plötzlich sauer und Jin hatte keine
Ahnung, warum. „So einfach ist das nicht, Jin. Er hat einen Grund dafür.“
„Was für ein Grund?“
Greta zögerte, aber dann sagte sie schließlich: „In Ordnung, ich denke,
dass du es verdienst, eine Antwort zu erhalten, warum ich nicht hier bei dir
bleiben kann.“ Sie machte eine Pause und sah ihn eindringlich an. „Aber was ich
dir jetzt erzähle, muss unter uns bleiben, verstanden?“
Und
als Jin nickte, begann sie zu erzählen.
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Jin wäre in seinem Aufzug draußen schon längst erfroren... Aber irgendwie hat es nicht gepasst, ihm was anderes, als seine Schlappen und seinen Fellwickel anzuziehen. Da ist er viel zu eigen und zu stur für...
Tja, bleibt also die Frage, was jetzt eigentlich mit Wulfgar los ist. Warum will er nicht nach Hause zurückkehren und wo gedenkt er eigentlich zu bleiben?
Vielleicht wird das nächstes Kapitel ja schon enthüllt. Zumindest ist nächstes Mal wieder Zeit für einen Auftritt von Gretas Bruder.
Bis dahin, danke fürs Vorbeischaue und ich verabschiede mich
Tja, bleibt also die Frage, was jetzt eigentlich mit Wulfgar los ist. Warum will er nicht nach Hause zurückkehren und wo gedenkt er eigentlich zu bleiben?
Vielleicht wird das nächstes Kapitel ja schon enthüllt. Zumindest ist nächstes Mal wieder Zeit für einen Auftritt von Gretas Bruder.
Bis dahin, danke fürs Vorbeischaue und ich verabschiede mich
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